Der Großvater saß wie immer auf der Bank. Es war ein wundervoller Morgen, die rote Sonne ging gerade am Firmament auf, und er steckte sich wie gewohnt seine Pfeife an. Plötzlich hörte er laute Stimmen aus dem Inneren des Hauses, als ob die Mutter und der Sohn, sein Enkel, sich stritten. Was war nur vorgefallen, dass die beiden schon so früh am Morgen so viel unharmonische Energie ausstrahlten?
Es ging um das Fahrgeld für den Ferienplatz. Der Sohn wollte unbedingt ins Ferienlager fahren, und es sollte nun langsam das Geld bezahlt werden. Die Mutter sagte jedoch, dass sie das Geld dafür nicht habe. Der Sohn war ziemlich wütend und verstand nicht, warum seine Mutter ihm plötzlich gesagt hatte, dass er anscheinend nicht mitfahren konnte. Verwirrt rannte er aus dem Haus und stieß dabei auf seinen Großvater.
„Komm, setz dich doch mal zu mir“, sagte der Großvater. „Was hattet ihr denn für einen Streit?“
„Meine Mutter sagt, dass ich nicht mitfahren kann, weil wir immer weniger Geld haben und es einfach nicht mehr reicht. Und jetzt bist du dafür deiner Mutter die Schuld, und deine Mutter ist deswegen jetzt völlig böse. Wen soll ich denn so
nst für die Situation verantwortlich machen?“, fragte der Enkel.
„Es sind nicht deine Mutter oder die Umstände, die sie in diese Situation gebracht haben, die schuld. Es sind die Umstände des Lebens, die in die Armut getrieben haben und die sie jetzt belasten“, erklärte der Großvater. „Die Umstände liegen nicht in der Verantwortung deiner Mutter. Die Situationen, die sie durchlebt, sind das Ergebnis eines komplexen Lebenswegs, der sich aus verschiedenen Herausforderungen zusammensetzt. Deine Mutter kämpft darum, euch durchzubringen, und es ist unfair, sie dafür verantwortlich zu machen.“
Der Enkel beruhigte sich langsam und fragte: „Warum sagt sie mir nicht einfach die Ursachen, sondern sagt mir nur, dass es nicht geht?“
„Weil Menschen oft Schwierigkeiten haben, die wahren Gründe ihrer Probleme offen zu legen. Sie wollen dich nicht mit ihren Sorgen belasten. Sie sagen das, was sie für das Wesentliche halten, auch wenn es nicht die ganze Wahrheit ist. Sie versucht alles, was sie kann, um dir das Leben zu ermöglichen“, antwortete der Großvater.
„Ja, du hast recht. Meine Eltern haben mir immer so viel gegeben. Neulich hat mir meine Mutter sogar ein neues Trikot gekauft, obwohl sie dabei traurig aussah. Es scheint, als ob sie es mir nicht gönnt, aber ich weiß, dass das nicht der Fall ist.“
„Siehst du, und wie viel verdient dein Vater? Und deine Mutter? Weißt du das?“, fragte der Großvater.
„Nicht genau“, antwortete der Enkel.
„Nun, wenn man in einem Job arbeitet, kann es sein, dass man nicht immer gut bezahlt wird, selbst wenn man hart arbeitet. Aber ich werde mal sehen, was ich aus meinem kleinen Sparbeutel herausnehmen kann. Vielleicht kann ich dir ein wenig helfen, damit du zur Klassenfahrt fahren kannst“, bot der Großvater an.
„Wirklich, Großvater? Das wäre großartig!“, sagte der Enkel begeistert.
„Ja, aber geh jetzt bitte zu deiner Mutter, umarme sie und sage ihr, dass du verstehst, warum sie dir nicht jeden Wunsch erfüllen kann. Ich habe dir gerade erklärt, dass die Situation nicht aus Bösartigkeit, sondern aus den Umständen entstanden ist. Wenn wir uns die Hintergründe ansehen, sehen wir oft, dass es sich um Fragen der Not und der Herausforderungen handelt“, sagte der Großvater.
Der Enkel ging zu seiner Mutter zurück und umarmte sie. Sie stand mit traurigen Augen da, doch als sie sah, dass ihr Sohn sich ihr näherte und sie umarmte, wischte sie sich die Tränen ab und war erleichtert.
Die verschiedensten Räume
Die wir nicht erblicken können,
bringen oft unter verschiedenen Schalen
die Bösartigkeit hervor.
Doch wir erkennen nicht die
verschiedenen Umstände und Situationen,
die die Zusammenhänge der Umstände
so erscheinen lassen,
als wäre die Situation bösartig.
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Denn wir sind nicht in den Umständen
des anderen, sondern nur in den eigenen,
wo wir nur von uns selbst
die Situation erkennen können.
Wie weit sehen die Hintergründe
der Bösartigkeit, die uns begegnet
und als Bösartigkeit erscheint,
wenn wir tiefer in die Ursachen
eintauchen?
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Wir entdecken die verschiedenen Umstände,
die erst zu den Ergebnissen führten,
die unter der Bösartigkeit
versteckt sind.
Die Ursachen, die wir im Leben
so wahrnehmen, sind oft
das Resultat der Schwierigkeiten,
die sich entwickelt haben.
So war auch der Sohn überzeugt,
dass es Bösartigkeit von seiner Mutter war,
weil sie ihn nicht zur Klassenfahrt lassen wollte.
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Er dachte, sie gönnte ihm den Ausflug nicht,
weil sie zögernd das Portemonnaie öffnete
und traurig hineinschaute.
Er stempelte diese Situation
als bösartig ab, obwohl
die Mutter sich in einer
schwierigen Ausnahmesituation befand,
die nicht nur ihre eigene Schuld war,
sondern den Umständen des Lebens geschuldet.
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Der Großvater sprach mit dem Enkel:
„Warum verurteilst du deine Mutter,
weil sie dir das Geld für die Klassenfahrt
nicht geben kann? Weißt du die Hintergründe
der Situation?“
„Nein, weiß ich nicht. Es interessiert mich nicht“,
antwortete der Enkel.
„Aber wenn dich diese Hintergründe nicht interessieren,
wie kannst du deiner Mutter vorwerfen,
dass sie dich nicht zur Klassenfahrt schicken kann,
wenn sie vielleicht nicht das Geld dafür hat?“
Plötzlich begann der Enkel zu überlegen:
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„Warum hat sie das Geld nicht? Sie und Vater arbeiten doch.
Ja, aber in vielen Berufen werden
nicht die besten Gehälter gezahlt,
und die Schwierigkeiten drücken sich so aus,
dass nicht immer genug Geld vorhanden ist.
Vielleicht war es der Grund,
warum sie das Portemonnaie zögerlich öffnete
und traurig hineinschaute.
Ich dachte, es sei wegen mir,
weil ich ihr nicht wert bin,
ein neues Trikot zu bekommen.“
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„Vielleicht dachte sie, wie sie den Monat
überstehen würde, wenn sie dir diesen Wunsch erfüllt.“
Der Großvater sagte:
„Ich habe von meiner Rente gespart
und werde in meinem kleinen Beutel nachsehen,
wie viel Geld dort ist. Wenn es reicht,
werde ich dir die Klassenfahrt bezahlen.“
Der Enkel freute sich und fragte:
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„Wirklich, Großvater? Das würdest du für mich tun?“
„Ja, aber bitte geh zu deiner Mutter,
nimm sie in den Arm und versöhne euch.
Sie hat nichts Böses getan,
sondern versucht, mit dem Leben klarzukommen.
So ungerecht wie das Leben manchmal ist,
so ungerecht sind wir oft im Umgang
mit den Umständen unserer Nächsten.“
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„Du hast vollkommen recht“, sagte
der Enkel Sohn. „Wenn ich diese Situationen so betrachte,
ist das etwas ganz anderes. Meine Mutter hatte
selbst Probleme und sprach nicht darüber,
sondern sagte, dass sie kein Geld für die Klassenfahrt
ausgeben kann. Ich dachte, sie wolle es einfach nicht,
darum fand ich es böse von ihr, mich nicht mitfahren zu lassen.
Aber es waren die Schwierigkeiten, die sie hatte,
die sie so reagieren ließen.“
„Ja, genau“, sagte der Großvater.
„Wir sehen oft nicht die Situation und die Probleme der anderen,
sondern erkennen nur unsere eigenen Muster.
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Wir nehmen die Bösartigkeit des anderen wahr,
ohne die Hintergründe zu verstehen.“
„Aber nun lauf zu und nimm
deine liebe Mutter in den Arm.
Schließlich hat sie dich zur Welt gebracht,
und du hast ihr dein Leben zu verdanken.“
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„Du hast recht, lieber Großvater.
Ich danke dir, dass du mir die Augen geöffnet hast.
Natürlich werde ich zu meiner Mutter gehen
und sie fest umarmen. Und du hilfst mir wirklich,
dass ich zur Klassenfahrt fahren kann?“
„Ja, gerne.“
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Die Mutter stand mit Tränen
in den Augen auf derselben Strecke,
als ob sie sich nicht mehr bewegen wollte.
Doch nun kam der Sohn auf sie zu,
nahm sie in die Arme und sagte:
„Liebe Mutter, ich verstehe jetzt die Hintergründe.
Es war keine böse Absicht von dir,
mich nicht zur Klassenfahrt fahren zu lassen.“
Die Mutter wischte sich die Tränen ab
und lächelte. Beide freuten sich,
die Mutter war glücklich, dass ihr Sohn
sie wieder lieb hatte.