Der kleine Junge der weinend in der Straßenbahn saß


Der Junge saß schon eine Weile in der Straßenbahn, als plötzlich eine ältere Frau einstieg und sich vor ihm niederließ. Der Junge, dessen Gesicht von Tränen überströmt war, saß allein auf einer Bank. Niemand wollte sich neben ihn setzen, niemand wollte mit dem traurigen Jungen in Verbindung gebracht werden. Er weinte leise vor sich hin. Doch die ältere Dame dachte: Was kann nur mit dem kleinen Jungen passiert sein, dass er so traurig ist? Mitfühlend setzte sie sich zu ihm.

Der Junge, der immer noch weinte, sagte schließlich: „Ich habe große Schwierigkeiten in der Nähe, wo ich wohne. Sie lassen mich dort einfach nicht in Ruhe.“ Die ältere Dame lächelte sanft und antwortete: „Weißt du was? Wir werden mit den Jugendlichen dort reden. Ich werde mit dir aussteigen und mit dir gemeinsam den Weg gehen, den du dich nicht traust zu gehen. Wir werden mit den Jugendlichen sprechen, warum sie dich nicht in Ruhe lassen.“

Der Junge war skeptisch: „Aber damit bringen Sie sich selbst in Gefahr, und Sie sind nicht mehr die Jüngste. Was wollen Sie denn mit den Jungs machen?“ Die ältere Frau lächelte und sagte: „Das wirst du schon sehen, wenn wir erst dort aussteigen.“

Kurz darauf sagte der Junge: „Wir sind da, wo ich aussteigen muss.“ Die alte Frau nickte: „Na gut, dann steigen wir hier aus. Ich habe heute sowieso nichts mehr zu tun.“ So stiegen sie beide aus.

Die Jugendlichen staunten, als sie sahen, dass der Junge diesmal nicht wie gewohnt allein kam. Sie waren es gewohnt, dass er meist zur Mittagszeit nach Hause ging. Auch heute wollte er, wie er seiner Mutter versprochen hatte, pünktlich zum Mittagessen daheim sein. Doch seine Mutter hatte ihm erlaubt, nach dem Essen wieder hinauszugehen – außer, es stand etwas Besonderes an. Dann sollte er ihr jedoch Bescheid geben, damit sie sich keine Sorgen machte und ihn wenigstens ab und zu bei sich zu Hause sah. Sie hatte ihm seine Freiheit nicht genommen oder ihn ständig kontrolliert, doch seine Sicherheit war ihr wichtig. Von den Problemen mit den Jugendlichen wusste sie jedoch nichts.


Der Junge hatte große Angst vor den Jugendlichen, die ihm das Leben schwer machten. Doch die alte Dame trat mutig auf die Gruppe zu und sagte: „Wisst ihr was? Ich habe in meinem Leben schon viel erlebt. Wenn ihr ein Problem mit dem Jungen habt, lasst uns bitte darüber reden.“ Die Jugendlichen lachten und einer von ihnen sagte: „Das hier ist unser Gebiet.“ Die alte Frau musste schmunzeln und erwiderte: „Wisst ihr was? Das hier ist Gemeindegebiet. Wie könnt ihr euch verschiedene Gebiete herausnehmen, die ihr meint, dass sie euch gehören würden? Selbst die Obrigkeiten tun das, und das ist schon schlimm genug.“

Sie fuhr fort: „Die göttliche Schöpfung gehört niemandem. Sie ist seit Anbeginn der Ursprung des Lebens, zwischen dem göttlichen Himmel und der damit verbundenen Erde, mit allem, was die Erde hervorbringt – der ganzen Natur, sogar euer eigenes Leben. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass auch ihr ein Teil dieser göttlichen Schöpfung seid?“

Die Jungs waren wie vor den Kopf gestoßen. Mit solchen Worten hatten sie nicht gerechnet. Doch genau das brachte sie zum Nachdenken. „Die Verbindung zur Fruchtbarkeit und euer freier Geist“, fuhr die alte Dame fort, „habt ihr euch nie gefragt, warum ihr eure Gliedmaßen sofort bewegen konntet, ohne ein Verstandesprodukt der wirklichen Welt in euch aufgenommen zu haben?“ Darauf konnten sie keine richtige Antwort geben. „Ich werde euch die Antwort geben“, sagte sie. „Weil ihr ein Teil dieses Lebens seid. Aber wisst ihr was?“ Sie wandte sich an den Anführer der Gruppe. „Der Junge hier, den ihr quält, ist ebenfalls ein Teil dieser göttlichen Schöpfung – genauso wie du in deinem Leben.“

„Und wo liegt das Problem?“, fragte sie. „Außer wenn ihr denkt, ihr hättet irgendwelche Vorrechte, die nicht die göttliche Schöpfung selbst erschaffen hat, sondern die verschiedensten Konstrukte der weltlichen Bahnen, in denen ihr hineingewachsen seid. Ihr meint vielleicht, ihr könntet euch genauso verhalten wie diejenigen, die glauben, die Welt gehöre ihnen, und sie könnten sich als Machthaber des Planeten Erde aufspielen. Doch in Wahrheit haben sie nur verschiedenste Verwaltungen über das Leben errichtet, die auch euch beeinflussen.“


 

Der Anführer der Gruppe wurde plötzlich nachdenklich. Irgendwie machte alles, was die alte Dame sagte, Sinn. Sie hatten genau deshalb so viel Wut in sich und gingen mit dem Jungen so um, weil sie sich in ihrem eigenen Leben weder gewürdigt noch wertvoll fühlten. Sie standen oft am Rande, ohne wirklich wahrgenommen zu werden, und die Umstände, denen sie begegneten, drängten sie weiter ins Abseits. Auch in der Schule hatten sie Schwierigkeiten. Ihre letzten Zeugnisse waren so schlecht, dass sie diese am liebsten vergessen wollten. All diese Aggressionen stauten sich in ihnen auf und formten sie zu dem, was sie jetzt waren.

Aber sie waren mehr als das. Und genau das ließ die alte Frau sie erkennen – dass sie weit mehr waren als die Umstände, die sie geformt hatten. Sie sahen sich bisher als Produkt dieser schwierigen Situationen, doch nun erkannten sie, dass sie sich nicht allein dadurch definieren mussten. Plötzlich wurde es den Jungs klar, und sie sagten: „Es tut uns leid, was wir getan haben. Wir werden dich nicht mehr ausgrenzen. Du bist genauso ein Teil des Lebens wie wir. Wir möchten in Frieden mit dir leben.“

Die alte Dame lächelte, ihr Herz erfüllte sich mit Freude, und sie sagte: „Mein Herz umarmt euch alle mit Liebe. Möge diese Liebe in euer Leben hineinwachsen und die Verhärtungen der unterschiedlichsten Situationen auflösen.“ Der Junge, der bisher so viel Angst gehabt hatte, schaute sie mit großen Augen an und sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass Sie so mit den Jungs sprechen können, dass sie mich akzeptieren und mein Leben verstehen.“

Die alte Frau lachte sanft und antwortete: „Warum denn nicht? Du bist, wie sie, ein Teil der göttlichen Schöpfung. Auch du wurdest auf diese Erde gestellt, um deinen eigenen Lebensweg zu gehen. Die schrecklichen Situationen, die schon unter den verschiedensten Machthabern stattgefunden haben, dürfen deinen Weg nicht bestimmen.“


„Die schlimmsten Schrecken, die der Menschheit je zugefügt wurden, sind jene, die Frieden hätten bringen sollen, aber stattdessen Kriege und Leid entfacht haben,“ fuhr die alte Dame fort. „Warum wurden diese Verbindungen immer wieder aufgebrochen? Warum gab es ständig Attentate durch Terroristen? Und warum werden Freiheitskämpfer, die eigentlich für das Leben gekämpft haben – wie ich selbst – als Terroristen dargestellt? Terroristen führen Kriege in fremde Länder, während Freiheitskämpfer keine Kriege wollen. Sie wollen das Leben für alle auf dieser göttlichen Schöpfung, so wie diejenigen, die ihrem Glauben wirklich treu waren. Viele von ihnen sind dafür gestorben, oft am Kreuz oder unter anderen grausamen Umständen, damit Frieden und Gemeinschaft auf dieser Welt Wirklichkeit werden können.“

Die alten Augen der Frau funkelten weise, als sie weitersprach: „Doch immer wieder haben die verschiedensten Machthaber versucht, andere in Unterwürfigkeit zu zwingen, so wie ihr Jungs es heute mit diesem Jungen tun wolltet. Ihr habt versucht, ihn zu erniedrigen, um euch selbst zu erheben. Aber ist das wirklich richtig? Hat nicht jeder Mensch das Recht auf Leben? Warum wollt ihr diesem Jungen das Leben schwer machen? Warum vereinigt ihr euch nicht in Liebe und Frieden miteinander?“

Sie hielt einen Moment inne und schaute jeden Einzelnen der Jungs an. „Wenn das in allen Bereichen dieser Welt passieren würde“, sagte sie, „würde endlich das Leid enden – das Elend, die Unterdrückung, die Traurigkeit und der Schmerz, die Kriege und all die verschiedenen Ausbeutungen, die nur dazu dienen, die Konstrukte der Macht aufrechtzuerhalten. Diese Welt, in der wir leben, hat sich weit entfernt von der göttlichen Schöpfung, die uns ursprünglich geschenkt wurde. Die Machtkämpfe, die wir sehen, sind nicht der Mittelpunkt der Probleme, sondern die verschiedenen Systeme, die in unserer Zeit und in der Geschichte entstanden sind und mit denen ihr auf verschiedenste Weise in Kontakt kommt.“

Die alte Frau blickte die Jugendlichen ernst an. „Nun hoffe ich, dass alles geklärt ist.“

Der Junge, der all das erlebt hatte, umarmte die alte Frau herzlich und sagte: „Möchten Sie mit mir zum Mittagessen kommen?“ Auch die Jungs, die ihn zuvor geärgert hatten, lud er ein. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Hause, zur Mutter des Jungen. Dort erzählte er ihr, was passiert war, und dass die Jungs ihn lange geärgert hatten, bis die ältere Dame sich eingemischt hatte. Er fügte hinzu: „Jetzt sind sie ganz anders, Mama. Sie haben sich verändert, in sich selbst.“



Die Jugendlichen erkannten schließlich ihr eigenes Leben und was die Umstände in ihnen ausgelöst hatten. Die Mutter des Jungen freute sich und lud alle ein, mit ihnen gemeinsam zu Mittag zu essen. So wurde der traurige Junge glücklich, und die ältere Dame wurde eine seiner besten Lebensbegleiterinnen, Kameradinnen und Freunde. Sie trafen sich immer wieder und sprachen über die Wahrheit des Lebens.

Die Jungs entschuldigten sich und sagten: „Früher haben wir alles ganz anders gesehen. Doch heute, nach dieser Erfahrung, haben wir uns in unserem Verstand zu freien Geistern entwickelt. Dafür sind wir dieser älteren Dame unendlich dankbar.“ Die ältere Dame lächelte und sagte: „Das hätte auch jeder andere tun können, wenn er sich mehr auf die göttliche Schöpfung ausrichten würde. Wer die verschiedenen Situationen der Weltgeschichte hinterfragt, kann letztlich zu denselben Schlüssen kommen – in den unterschiedlichsten Bereichen.“


-----------------------------------------------


---


**Der weinende Junge Weisung**


Traurig saß er in der Straßenbahn, 

Kein Weg aus seiner Situation, 

Niemand wollte sich ihm nähern, 

Er war ganz allein mit seinem Schmerz. 

 

Doch eine Dame, alt und weise, 

Setzte sich sanft an seine Seite. 

„Was ist los, mein Kind?“ fragte sie, 

„Warum fließen Tränen in deinen Augen?“


---


**Das Gespräch mit den Jungs**


„Die Jungs, sie lassen mich nicht in Ruhe, 

Immer wieder ärgern sie mich, 

Jeden Tag, zur Mittagszeit, 

Warten sie auf mich, voller Spott.“


Die Dame sprach ruhig und stark: 

„Lass uns zu ihnen gehen, 

Ich werde mit ihnen reden, 

Vielleicht verstehen sie dann.“


---


**Das Revier**


Sie standen vor den Jungs, 

Und die Jungen lachten, 

„Das ist unser Revier,“ sagten sie, 

Doch die Dame lächelte und sprach:


„Das hier, mein Kind, ist nicht euer Gebiet, 

Es gehört der göttlichen Schöpfung, 

Nicht einem einzelnen Menschen, 

Nicht einer Gruppe, die Macht beansprucht.“


---


**Der Kreislauf der Kriege**


„Die Kriege, die ihr führt, 

Sie haben die Welt erschüttert, 

So wie ihr, die Macht beansprucht, 

Wollt ihr wirklich in Angst und Hass leben?“


Die Jungen hörten zu, 

Und langsam verstanden sie: 

Sie waren Teil dieser Schöpfung, 

Doch hatten sie dies nie erkannt.


---


**Die Erkenntnis**


„Warum glaubt ihr, seid ihr besser, 

Nur weil ihr stärker seid? 

Hat nicht jeder Mensch das Recht, 

In Frieden zu leben, frei von Angst?“


Die alte Dame sprach weiter, 

Von Liebe und Einheit, 

Und die Jungs sahen endlich ein, 

Dass sie falsch lagen in ihrem Tun.


---


**Das Mittagessen**


„Kommt mit zu mir nach Hause,“ 

Sagte der Junge lächelnd. 

„Meine Mutter hat Suppe gekocht, 

Ihr seid eingeladen, mit uns zu essen.“


Und so saßen sie alle zusammen, 

Die Mutter, der Junge, die Jungs, 

Und auch die alte Dame, 

Gemeinsam in Frieden vereint.


--


**Der Wandel des Anführers**


Der Anführer war stutzig, 

Die Worte trafen tief ins Herz. 

Er erkannte, was ihn quälte, 

Was in ihm brodelte, unerkannt. 

 

„Macht hat keinen Wert, 

Wenn sie auf Angst gegründet ist. 

Wir wollten nur stark sein, 

Doch haben wir die Wahrheit verloren.“


---


**Die Lektion der alten Dame**


„Ihr seid mehr als eure Wut,“ 

Die alte Dame sprach weise. 

„Ihr seid Teil der Schöpfung, 

So wie der Junge, den ihr quältet.“


„Veränderung beginnt im Herzen, 

Wenn ihr eure Augen öffnet. 

Die Welt ist voller Wunder, 

Wenn Liebe statt Hass sie lenkt.“


---


**Der gemeinsame Weg**


Und so gingen sie zusammen, 

Der Junge, die Dame, die Jungs. 

Keine Angst mehr, kein Hass, 

Nur ein neues Gefühl der Einheit. 

 

Gemeinsam kehrten sie ein, 

In das Zuhause des Jungen. 

Und dort, bei einer warmen Mahlzeit, 

Wuchs eine Freundschaft, die alles veränderte.


---

Share by: