Der Seminarleiter ist selbst als eine Rose verkleidet. Auf seinem Kopf trägt er eine Blüte, sein Körper ist der Stil, und seine Arme sind die Blätter. In seinen Händen hält er eine verwelkte Blume und eine, die den Kopf nach unten senkt. Zwar sind es künstliche Blumen, doch warum es künstliche Blumen sind, wird später noch zur Frage gestellt. Jedenfalls betritt er so den Zuschauerraum.
An seiner Kleidung, am Stil seines Körpers, hängen auch lauter kleine Dornen. Auch sie sind wichtig für den Vortrag, genauso wie die obere Blüte und die Wasserversorgung, in der die Wurzeln seiner Füße abgebildet sind. Sein Körper wird mit der Nahrung der Erde und des Himmels durch einen Draht verbunden, der Sonne, Sterne, Mond und Wolken, das Himmelblau des allumfassenden Seins abbildet.
So geht er auf die Bühne. Staunend betrachtet die Menge dieses Bild, als er die Bühne betritt und dort seine Rede beginnt. „In der einen Hand habe ich eine Blume, die von negativen Impulsen durchdrungen ist und daher die Kraft verloren hat, ihre Blüte der Sonne und der Liebe entgegenzustrecken. Sie ist schon fast in sich selbst verloren.“ Er bittet alle, die sich so verloren fühlen, ihre Hand zu heben. Es sind sehr viele – nicht nur Frauen, nicht nur Männer, sondern beide, die sich in den verschiedensten Situationen ihres Lebens kraftlos und hilflos fühlen, genauso wie die Blume, die ihren Kopf nach unten senkt.
„Wie oft ist das Leben so,“ fährt er fort, „dass wir nicht mehr mit leichtem Gang und erhobenem Kopf ohne Anstrengung weitergehen können. Unsere Schultern hängen, unsere Körperhaltung passt sich der Blume an, die signalisiert: ‚Ich bin fertig mit der Welt, es ist mir egal, wie es weiterläuft. Ich kann sowieso nichts machen, ich bin vollkommen hilflos den Situationen ausgeliefert.‘ So steht auch die Blume da. Aber wie viel Handlungsspielraum hat sie? Wie viel Handlungsspielraum bleibt dem freien Menschen gegenüber den Pflanzen und Tieren in ihrem Leben?
Wie sehr ist der freie Mensch darin unabhängiger? Oder hat er sich seine eigene Hierarchie aufgebaut, unter der er leidet? Diese Hierarchie der Machtverhältnisse hält er aufrecht, und dann wundert er sich, dass er selbst nichts daran tun kann. Er ist selbst der Grund für die Situationen. Warum lässt er den Grund der Situationen denn immer mehr zu? Haben sie nicht die Berechtigung, wie die Blume, deren Lebenssaft entzogen wird, weil sie sich nicht aus ihrem unmittelbaren Umkreis herausbewegen kann?
Aber ist der freie Mensch in diesen Umständen wirklich so gefangen wie diese Blume? Oder ist er selbst zum Opfer seiner eigenen Entscheidungen geworden?“ So stellt sich der Seminarleiter auf die Bühne und beginnt zu predigen. Er ist zwar kein Kirchenlehrer, aber er versucht auf seine Art, etwas zu vermitteln: Dass die Umstände manchmal
schon ziemlich in die Knie zwingen können, aber es immer wieder darauf ankommt, wie man trotzdem mit diesen Situationen umgeht und sich nicht in die Knie zwingen lässt.
„So schwierig auch manchmal die Umstände sind,“ fährt er fort, „wir sind nicht die Blumen, die keine Möglichkeit haben, sich aus den verschiedensten Verhältnissen zu verändern. Wir sind nicht an einem Ort gebunden, wir haben die Möglichkeiten zu handeln.“ Er blickt auf die andere Blume, die dort steht, mit ihrem Kopf erhoben und ihrer Blüte prachtvoll zur Sonne gestreckt. „Es ist kaum besser möglich. Doch dann kommen die verschiedensten Einflüsse und ihre eigene Einstellung ins Spiel, unter denen sie die Einflüsse des Lebens aufnimmt und sich selbst besser entwickelt als die andere Blume, die ihren Kopf nach unten senkt.“
Nun bittet er alle, die sich wie die Blume fühlen, die den Kopf so nach oben streckt, die Hand zu heben. Einige tun dies, und der Seminarleiter fragt: „Welche Gründe habt ihr dafür?“ Eine Person antwortet: „Wir lassen uns nicht so leicht verbiegen und fühlen uns gefestigt.“ Eine andere sagt: „Ich habe gerade die Liebe kennengelernt und fliege über den besten Umständen der Welt, weil sie mir Flügel verleiht.“
„Ja, eine Phase der Situationen,“ erklärt der Seminarleiter, „so ist auch die Phase der Situationen für diese Blume, die gerade so wundervoll erblüht ist, eine Phase der Selbstverwirklichung.“ Er zieht den Stöpsel und lässt etwas Luft aus der Blume entweichen, und gleich senkt sie ihren Kopf. Bei der anderen Blume pumpt er nun etwas mehr Luft hinein, und sie richtet sich auf. „Was ist denn nun passiert?“ fragt er. „
Die eine Blume, die gerade noch den Kopf oben hatte, hat ihn nun gesenkt, und die andere, die den Kopf hängen ließ, hat ihn nun erhoben. Ihr habt die Veränderung herbeigeführt. Ihr habt aus der einen Blume Luft herausgenommen und in die andere hinein.“
„Richtig,“ sagt der Seminarleiter. „Die Verhältnisse haben sich verändert. Verändern sich die Situationen auch mit den Verhältnissen? Wenn man einfach weitermacht, ohne die Einflüsse zu ändern, wie weit sind diejenigen, die sich wie die Blume fühlen, die den Kopf hängen lässt? Wie weit sind die anderen in ihren Situationen vorangekommen und haben sie für sich selbst umgesetzt?“ In der Menge regt sich Unruhe, einige nicken nachdenklich.
Der Seminarleiter öffnet wieder das Ventil der Blume, die den Kopf hängen ließ, und füllt sie mit Luft, bis sie sich aufrichtet. „Was ist denn nun geschehen?“ fragt er. „Beide Blumen stehen nun gleichmäßig in der Blüte ihres Lebens. Es ist ein Gleichgewicht der Versorgung auf beiden Seiten eingetreten, unter dem keine Seite mehr abgeschnitten ist. Durch dieses Gleichgewicht konnten sich beide Blumen gleichermaßen gut entwickeln und in das Lebensgefühl des Aufblühens hineinwachsen.“
„Ja, und warum,“ fragt der Seminarleiter, „sind wir dann nicht auf diesem Weg, diesen Prozess genauso umzusetzen, damit überall diese Gleichgewichte entstehen und das Leben zu einer wundervollen Blüte wird?“ Nun fragt er, ob die Zuschauer die Dornen an seinem Körper bemerkt haben. „Ja, diese Dornen sind sehr wichtig. Sie bedeuten, dass man sich nicht alles gefallen lässt. Die Blume wehrt sich mit ihren Dornen. Wie wehrt sich der freie Mensch, der sich schon längst hat hinreißen lassen, die Schultern hängen zu lassen, den Kopf zu senken und nichts mehr zu tun, als nur noch zu leben und abzuwarten, wie sich die Situationen entwickeln?“
Eine Frau sagt: „Was soll ich denn tun? Es einfach nicht mehr so hinnehmen, sondern Worte finden, die es nicht mehr zulassen.“ „Natürlich ist das nicht einfach,“ antwortet der Seminarleiter, „für diejenigen, die in den verschiedensten Situationen sind und das Gleichgewicht für die anderen nicht herstellen wollen. Viele sind davon überzeugt, dass die eine Seite tiefer werden sollte als die andere. Aber gibt ihnen das das Recht dazu? Natürlich gibt es diejenigen, die in der Blüte ihres Lebens stehen und dennoch unterstützen und helfen, wo sie können. Aber von ihnen gibt es leider zu wenige.“
„Es ist umso schwieriger für diejenigen, die den Kopf schon gesenkt haben und kaum noch Kraft für ihr Leben haben. Aber wenn sie weitermachen wie bisher, werden die Blütenblätter immer mehr hängen und auch der Kopf der Blüte wird sich nicht mehr aufrichten können. Irgendwann wird die Blume vollkommen zu Boden gehen, nicht weil das Leben schon längst für sie vorbei gewesen wäre, sondern weil sie es immer mehr akzeptiert hat, das Ungleichgewicht der Situationen, in denen sie stand. Und auch die, die nach ihr kommen, werden die gleichen Situationen erleben, weil sie nicht dazu beigetragen hat, dass schon zu ihrer Zeit, wo sie es noch hätte tun können, Veränderungen gebildet wurden.“
Ein Mann sagt: „Das ist alles sehr gut, aber es ist auch sehr kompliziert.“ „Wie kompliziert,“ fragt der Seminarleiter, „war es eigentlich, auf den eigenen Beinen zu stehen oder die ersten Worte sprechen zu können? So vieles haben wir für selbstverständlich gehalten, aber die richtigen Worte in die verschiedenen Umstände hineinzuwerfen, fällt uns so schwer, dass wir das andere so sehr zulassen und dadurch diese Ungleichgewichte immer mehr in die weltlichen Systeme hineinwachsen konnten, unter denen wir heute leben.“
„Ihr habt vollkommen recht,“ fährt er fort, „aber dennoch ist das alles gar nicht so einfach, dass die Blume im Inneren des Herzens aufblühen kann. Es ist niemals einfach, aber es sind immer wieder die besten Gelegenheiten, miteinander und aneinander zu arbeiten, die Liebe und das Leben im positiven Sinne nach vorne zu tragen.“
„Damit möchte ich heute meinen Vortrag beenden. Ich hoffe, ihr hattet alle viel Freude daran.“
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Der Seminarleiter
Er kam in den Raum,
als wäre er eine Pflanze,
so war er angezogen,
und sagte: „Hier bin ich,
mir geht es gut,
aber meine Pflanzen,
die in meinen Händen,
sie sind so unterschiedlich.“
Die eine entwickelte sich prächtig,
die andere jedoch,
lässt den Kopf hängen,
die Umstände waren nicht gut,
sie konnte ihre Kraft
für das Leben nicht behalten.
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Auf der Bühne
Der Seminarleiter ging auf die Bühne,
zeigte auf seine Stacheln,
sie sind wichtig im Leben,
sagte er.
Dann fragte er,
wer sich wie die Blume fühlt,
die ihre Blätter und
den Rosenkohl nach unten hängen lässt.
Einige hoben die Hand,
ihre Gründe sind tief.
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Gefühle im Saal
„Darauf möchte ich später
zurückkommen,“ sagte er,
„warum sich ein Leben
so anfühlt,
als würde der Kopf
einer Blume spiegeln,
die ihn hängen lässt.“
Nun wollte er wissen,
wer sich fühlt,
als würde seine Blume
zum Himmel wachsen wollen.
Einige hoben die Hand.
Eine Frau sagte:
„Ich bin verliebt,
das ist einer der schönsten Gründe,
warum mein Kopf
gerade nach oben wächst.“
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Das Lachen im Raum
Plötzlich lachten alle,
sie sagten:
„Der Frau geht es gut,
sie lebt in der Liebe,
das Leben ist neu erwacht.“
Ein Mann sprach:
„Warum, Seminarleiter,
sind Sie nicht in dieser
wundervollen Liebe?“
„Jede Liebe bekommt
später eine Form,“
antwortete der Seminarleiter,
„mit Dornen, die sie schützt.
Es ist nicht immer einfach,
in der Liebe so zu bleiben
wie am Anfang.“
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Die Luft der Blume
Dann ließ er aus einer Blume
die Luft heraus,
der Kopf sank zu Boden.
In die andere füllte er Luft,
und sie blühte auf.
„Was ist jetzt passiert?“ fragte er.
„Die Situation hat sich umgekehrt,“
sagte eine Frau,
„eine Blüte sank,
die andere blühte auf.
Es war ein Nachteil
für die eine,
ein Vorteil für die andere.“
„Es ist eine Umkehr,
aber kein Ausgleich,
die Schwierigkeiten
verlagerten sich nur.“
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Der Ausgleich
Nun füllte er beide Blumen
mit Luft,
beide waren ausgeglichen.
„Was ist jetzt passiert?“
fragte er.
„Ein Ausgleich auf beiden Seiten,
beide Blumen stehen nun
gleich gut im Leben,“
sagte eine Frau.
„Warum schaffen wir das nicht
in unserem Leben,
dieses Gleichgewicht zu erzeugen,
damit alle Blumen
sich gut entwickeln?“
Die Herausforderungen
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Eine Frau sagte:
„Wir stehen nicht
unter den gleichen Umständen,
warum können wir nicht
alle auf dem Weg
der göttlichen Schöpfung
in Balance sein?“
„Es sind nicht nur die weltlichen
Systeme,
es liegt auch an uns selbst,
wie wir mit den Umständen
umgehen,“
antwortete sie.
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Das Hindernis
„Manche wollen verhindern,
dass andere in die Position
der Veränderung gelangen.
Aber warum?“
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„Weil die Marktsituation
dann anders wäre,
wenn die Prozesse
weiterlaufen und sich verändern,
wären sie einfacher
für diejenigen,
die sie kontrollieren.“
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Die Resignation
„Aber andere,
die resigniert haben,
lassen den Kopf hängen,
sie sagen,
sie könnten nichts tun,
sie akzeptieren alles,
ohne Widerworte.“
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Der Ausweg
„Ihr habt recht,“
sagte der Seminarleiter,
„wir brauchen ein Gleichgewicht,
das die Umstände
für alle verbessert,
das Leben stärkt.
Wir sollten nicht zulassen,
dass einige aufblühen,
während andere
nicht einmal betrachtet werden.“