**Das Märchen vom Wasser des Lebens**
Ein kleines Haus mitten im Wald war das Zuhause von einem Mädchen und ihrem Bruder, die dort gemeinsam aufwuchsen. Ihr Vater war fortgegangen, um anderswo Arbeit zu finden, da es in ihrem kleinen Dorf kaum etwas gab. Rund um das Haus hatten sie ein kleines Segelboot und einige Tiere, die sie zwar nicht schlachteten, aber von denen sie Eier und Milch erhielten. Den Garten bewirtschafteten sie selbst, doch eines Tages wurde ihre Mutter immer schwächer und konnte kaum noch arbeiten. Ihr treuer Hund blieb stets an ihrer Seite, wenn sie vor Erschöpfung zusammensank und nicht mehr weiter konnte.
Die Mutter hatte ihnen einst eine Geschichte erzählt, in der von einer Insel mit einem Paradiesvogel die Rede war, auf der das sagenumwobene Wasser des Lebens zu finden sei. Dieses Wasser, so hofften die beiden Geschwister, könnte ihre Mutter heilen und sie wieder stark machen. Gemeinsam entschlossen sie sich, nach dem Wasser des Lebens zu suchen. Die Anleitung zur Insel hatten sie sich damals aufgezeichnet, und so begaben sie sich mit einem besonderen Ziel auf ihre Reise. Die Mutter packte ihnen noch verschiedene Lebensmittel und Wasser ein und sagte: „Passt gut auf euch auf.“
Die beiden Kinder machten sich auf den Weg zu ihrem kleinen Segelboot. „Hoffentlich hält das Boot die schwierige Reise aus,“ sagte das Schwesterchen. „Mach dir keine Sorgen, ich bin ja bei dir,“ antwortete der Bruder, der sie zuversichtlich ermutigte. Die kleine Schwester lächelte und sagte: „In schwierigen Zeiten konnte ich mich immer auf dich verlassen.“ „Na siehst du,“ erwiderte er, „es wird schon alles gut gehen.“
Die Mutter winkte ihnen noch einmal aus dem Fenster zu, und dann setzten die Geschwister die Segel und konzentrierten sich auf ihre Aufzeichnungen, die sie zur Insel führen sollten. Schon bald kamen sie zu einem reißenden Fluss, dessen Wellen so hoch schlugen, dass sie fast das Boot zu verschlingen drohten. „Was sollen wir tun, wenn das Wasser unser Boot umkippt?“ fragte das Schwesterchen. „Halte dich gut fest,“ sagte der Bruder und versuchte, das Steuer fest in den Händen zu halten. Es war nicht leicht, aber schließlich erreichten sie ruhigeres Gewässer.
Kaum hatten sie sich beruhigt, steuerte eine riesige Krake auf ihr Boot zu, und es sah aus, als wolle sie das kleine Boot mit den Kindern verschlingen. Der Bruder versuchte, auszuweichen, aber die Krake verfolgte sie. Plötzlich kam ein riesiger Hai herbeigeschwommen und griff die Krake an. Die Geschwister waren gerettet und konnten ihre Reise zur Insel des Paradiesvogels fortsetzen.
„Schau mal,“ rief das Schwesterchen aufgeregt, „dort vorne ist ein Licht. Obwohl überall Dunkelheit herrscht, scheint diese Insel davon unberührt zu sein.“ Der Bruder richtete das Boot auf das Licht aus, und nach einer langen Nacht kamen sie am nächsten Morgen der leuchtenden Insel immer näher. „Meinst du, das ist das Wasser des Lebens?“ fragte das Mädchen. Vor ihnen erschien der Paradiesvogel, ein wunderschöner Vogel mit leuchtendem Gefieder.
Während sie den Vogel bewunderten, sahen sie plötzlich, wie eine Frau im Wasser zu ertrinken drohte. Ohne zu zögern sprang der Bruder ins Wasser, um sie zu retten. Das Schwesterchen rief ihm besorgt zu: „Sei vorsichtig!“ Doch er ließ sich nicht aufhalten und schwamm zur Frau. Als er sie erreichte, verwandelte sich die Frau plötzlich in einen großen Schwan mit einer goldenen Krone. Der Schwan sprach: „Steig auf meinen Rücken, ich bringe dich zurück zu deinem Boot.“
Der Bruder staunte über diese Verwandlung, aber er nahm die Einladung an. Auf dem Boot angekommen, fragte seine Schwester verwundert: „Was ist passiert?“ Der Schwan verwandelte sich erneut in die Frau und sprach zu den Kindern: „Willkommen auf meiner Insel.“ Das Mädchen erwiderte höflich den Gruß und fragte: „Wissen Sie, wo wir das Wasser des Lebens finden können?“ Die Frau lächelte und sagte: „Ihr habt es gefunden. Es liegt in einer kleinen Quelle, eine Tagesreise von hier entfernt. Doch ich habe bereits eine kleine Flasche für euch gefüllt, denn nur ich kann das Wasser aus der Quelle schöpfen.“
„Weil dein Bruder mich ohne zu zögern gerettet hat,“ fuhr die Frau fort, „werde ich euch diese Flasche überlassen. Dieses Wasser wird eure Mutter heilen.“ Die Kinder bedankten sich herzlich bei der Frau, die ihnen zusätzlich einen Korb mit Proviant füllte, damit sie wohlbehalten zurückreisen konnten.
Als sie sich auf den Rückweg machten, verwandelte sich die Frau erneut in einen Schwan und flog davon. Die Geschwister winkten ihr nach, bevor sie die Rückreise antraten. Zu Hause angekommen, begrüßte die Mutter sie voller Freude. Der Bruder überreichte ihr die Flasche mit dem Wasser des Lebens und erzählte von ihrem Abenteuer – von der Frau, die beinahe ertrank und sich dann in einen Schwan verwandelte, von dem Licht der Insel, das in der Dunkelheit leuchtete, und vom Paradiesvogel, der ihnen den Weg wies.
Die Mutter trank das Wasser des Lebens, und wie durch ein Wunder verschwanden all ihre Beschwerden. Sie fühlte sich wieder stark und voller Lebensenergie. Das Schwesterchen erinnerte sich an die Worte der Frau, die sich in einen Schwan verwandelt hatte, und sagte: „Egal, welche Gestalt sie annimmt, überall wohnt das gleiche Leben.“ Die Mutter lächelte und sagte: „Genau deshalb schlachten wir unsere Tiere auch nicht – das gleiche Leben wohnt in allem, was lebt. Wir nehmen nur, was sie uns freiwillig geben.“
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**1. Die Sorge des Vaters**
Der Vater war schon lange fort,
er suchte nach einer Anstellung,
um seine Familie zu versorgen.
Im kleinen Dorf gab es kaum Arbeit,
und alle Stellen waren besetzt,
also zog er weiter in die Ferne.
Doch während er weg war,
verschlechterte sich die Gesundheit der Mutter,
und die Kinder waren allein.
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**2. Die Schwäche der Mutter**
Mit jedem Tag wurde die Mutter schwächer,
Ohnmachtsanfälle kamen,
doch die Kinder merkten es kaum.
Ihr treuer Hund passte auf sie auf,
lief zu den Kindern, wenn sie fiel,
und brachte sie zur Seite ihrer Mutter.
Aber so konnte es nicht weitergehen,
die Kinder beschlossen,
einen Weg zu finden, ihre Mutter zu heilen.
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**3. Die Reise beginnt**
Sie hörten von der Insel des Paradiesvogels,
wo das Wasser des Lebens fließen soll,
und machten sich auf die Suche.
Die Mutter packte ihnen Proviant ein,
sie nahmen die Karte und verabschiedeten sich,
bereit, das Abenteuer zu beginnen.
„Wir werden es schaffen,“
riefen die Geschwister,
„und mit dem Wasser des Lebens zurückkehren.“
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**4. Auf dem Segelboot**
Das kleine Segelboot trug sie sicher,
die Segel fingen den Wind,
und sie steuerten auf ihr Ziel zu.
Doch wenn der Wind stillstand,
mussten sie mit den Rudern kämpfen,
um weiter voranzukommen.
Bald kamen sie zu einem reißenden Fluss,
die Wellen waren wild und hoch,
aber sie hielten sich fest und machten weiter.
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**5. Die Begegnung mit der Krake**
Eine riesige Krake tauchte auf,
sie wollte das Boot verschlingen,
und ließ sich nicht abwimmeln.
Doch dann erschien ein riesiger Hai,
größer, als sie je einen gesehen hatten,
und die beiden Ungeheuer kämpften.
Die Geschwister sahen zu,
wie die Krake und der Hai aufeinander losgingen,
und so fanden sie ihren Weg in Sicherheit.
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**6. Die leuchtende Insel**
Es wurde dunkel, aber in der Ferne
strahlte ein magisches Licht,
es war die Insel, die sie suchten.
Die Insel leuchtete in der Dunkelheit,
die Lichtquelle blieb unberührt,
während das Boot dem Ufer entgegen glitt.
Am Morgen erreichten sie das Ufer,
sie hatten ihr Ziel erreicht,
die Insel des Paradiesvogels.
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**7. Die Frau im Wasser**
Als sie das Ufer betraten, sahen sie eine Frau,
die im Wasser zu ertrinken drohte,
ohne zu zögern sprang der Bruder hinein.
Er schwamm zu ihr, um sie zu retten,
doch die Frau verwandelte sich plötzlich
in einen großen Schwan mit einer goldenen Krone.
„Ich wollte sehen, was du tun würdest,“
sagte der Schwan, „du hast mir geholfen,
also helfe ich nun dir.“
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**8. Die Rückkehr zum Boot**
Der Schwan trug den Bruder zum Boot,
die Schwester fragte verwundert,
was geschehen war.
Der Schwan verwandelte sich zurück
in die Frau, die er gerettet hatte,
und stieg mit ihnen aufs Boot.
„Ich weiß, warum ihr gekommen seid,“
sprach die Frau,
„ihr sucht das Wasser des Lebens.“
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**9. Das Wasser des Lebens**
Die Frau erklärte ihnen,
dass nur sie das Wasser der Quelle schöpfen konnte,
sie reichte dem Bruder eine Flasche davon.
Die Geschwister waren dankbar,
sie hatten das Wasser des Lebens,
um ihre Mutter zu heilen.
Die Frau verabschiedete sich und sagte,
dass der Weg nach Hause sicher sei,
denn die Insel war magisch geschützt.
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**10. Die Heimkehr**
Auf dem Rückweg erzählten sie der Mutter
von der magischen Insel,
dem Paradiesvogel und der leuchtenden Quelle.
Sie überreichten ihr das Wasser des Lebens,
und wie durch ein Wunder fühlte sie sich
sofort wieder stark und gesund.
„Das Leben wohnt in allem,“ sagte die Mutter,
„deshalb nehmen wir nur,
was uns die Natur freiwillig gibt.“