Zwei Freundinnen und das Tierexperiment


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Die beiden Freundinnen, Anna und Lisa, hatten sich vorgenommen, ein Experiment zu wagen, das sie schon lange interessiert hatte. Anna hatte von ihrer Mutter eine gezüchtete Katze geschenkt bekommen, eine wunderschöne Rassekatze mit glänzendem Fell und makellosem Stammbaum. Lisa hingegen hatte einen Hauskater, der auf ganz natürlichem Weg zur Welt gekommen war, ohne die gezielte Zucht eines Menschen. Beide Freundinnen lebten in unterschiedlichen Welten, was die Wahrnehmung ihrer Tiere betraf. Sie wollten herausfinden, wie die beiden Tiere aufeinander reagieren würden und ob diese Begegnung ihnen selbst vielleicht eine neue Sichtweise auf den Umgang der Menschen mit Tieren eröffnen könnte.

Seit Jahrhunderten gab es bei den Menschen eine deutliche Unterscheidung zwischen Tieren, die „wertvoll“ waren, und solchen, die als „wertlos“ galten. Hauskatzen und Hauskater wurden oft als minderwertig angesehen, sie lebten in der Vergangenheit gefährlich, wurden misshandelt, ertränkt oder anderweitig grausam behandelt, wenn sie nicht ins Konzept der Menschen passten. Sie wurden als überflüssig betrachtet, wenn sie nicht dem Wunsch nach einer bestimmten Rasse oder Optik entsprachen. Zuchttiere hingegen, ob Katzen oder Kater, hatten einen höheren Stellenwert. Sie galten als edel, wertvoll und wurden sorgfältig gepflegt, weil sie nicht nur als Haustiere, sondern auch als Statussymbol galten.

Diese Unterschiede zwischen Zuchttieren und Hauskatzen wollten die Freundinnen genauer betrachten, um zu sehen, ob ihre Tiere solche Unterschiede überhaupt wahrnahmen – oder ob dies nur eine Projektion der Menschen war.

Eines Nachmittags brachte Lisa ihren Hauskater, Felix, zu Anna. Felix war ein großer, kräftiger Kater, der ein einfaches Leben führte. Er streifte durch die Gärten, jagte Mäuse und kam nach Hause, wenn er hungrig war. Annas Katze hingegen, eine zarte Rassekatze namens Bella, verbrachte ihre Tage im Haus, stets umgeben von Komfort und sorgfältiger Pflege. Sie war es nicht gewohnt, draußen zu sein oder mit anderen Katzen in Kontakt zu kommen.

Als die beiden Tiere zum ersten Mal aufeinandertrafen, war die Spannung im Raum sofort spürbar. Felix und Bella musterten sich gegenseitig aus sicherer Entfernung, jeder vorsichtig, abwartend. Es war, als würden sie versuchen, den anderen einzuschätzen. Felix war neugierig, aber auch etwas zurückhaltend, während Bella sich zunächst stolz und distanziert gab, als ob sie wüsste, dass sie in den Augen der Menschen etwas Besonderes war.

Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Langsam, Schritt für Schritt, begannen sich die beiden Katzen einander zu nähern. Sie schnupperten, erkundeten sich vorsichtig, ihre anfängliche Scheu wich einem leisen Interesse. Die Freundinnen beobachteten fasziniert, wie die Tiere allmählich Vertrauen zueinander aufbauten. Es war erstaunlich zu sehen, wie wenig die Unterschiede, die Menschen ihnen auferlegt hatten, für die Tiere selbst eine Rolle spielten.

Während die Stunden vergingen, begann sich das Verhalten der beiden Katzen zu verändern. Was als vorsichtiges Beschnuppern begonnen hatte, entwickelte sich bald zu einem sanften Spiel. Felix, der robuste Hauskater, und Bella, die edle Rassekatze, jagten sich spielerisch durch den Raum, sprangen über Möbel und teilten schließlich sogar ein Kissen, auf dem sie sich zum Ausruhen niederließen. Es war ein unerwartet harmonisches Zusammensein.

Die Freundinnen waren überrascht. Sie hatten damit gerechnet, dass die Unterschiede zwischen den beiden Katzen deutlicher hervortreten würden – vielleicht sogar zu Konflikten führen könnten. Doch was sie sahen, war das Gegenteil: Die Tiere hatten keine Wertigkeit, keine künstliche Unterscheidung zwischen „hochwertig“ und „minderwertig“ wahrgenommen. Für sie war der andere einfach ein Spielgefährte, ein Lebewesen, das genauso existierte wie sie selbst.

Es war jedoch nicht nur die Reaktion der Tiere, die die Freundinnen nachdenklich machte. Auch sie selbst begannen, ihre eigenen Vorstellungen zu hinterfragen. Wie oft hatten sie unbewusst Tiere, oder auch Menschen, in Kategorien eingeteilt? Wie oft hatten sie, ohne es zu merken, den Wert eines Lebewesens an äußeren Merkmalen oder Herkunft festgemacht? Diese Begegnung hatte ihnen gezeigt, dass solche Unterscheidungen im Grunde bedeutungslos waren – eine Erfindung des Menschen, die dem wahren Leben nicht entsprach.

In dieser neuen Erkenntnis erinnerten sie sich an die traurige Geschichte vieler Hauskatzen. Über Generationen hinweg waren sie von Menschen misshandelt worden, die ihren Wert nicht erkannten. Sie wurden wie Abfall behandelt, ertränkt oder gegen Wände geschleudert, einfach, weil sie nicht den gewünschten Ansprüchen entsprachen. Zuchttiere hingegen waren immer etwas Besonderes gewesen, teuer und begehrt, weil Menschen mit ihnen Geld verdienen konnten.

Doch was machte diese Zuchttiere wirklich so viel wertvoller als die einfachen Hauskatzen? Waren sie nicht alle Lebewesen, die durch die gleiche Schöpfung ins Leben gekommen waren? Die Freundinnen erkannten, dass die Unterscheidung zwischen „wertvollen“ und „wertlosen“ Tieren letztlich ein Konstrukt der Menschen war, das nichts mit dem wahren Leben zu tun hatte. Beide Katzen – sowohl Felix als auch Bella – waren durch ihre Natur, ihre Fruchtbarkeit und ihre Lebensenergie in die Welt gekommen. Sie waren gleichwertig in ihrer Existenz, auch wenn die Menschen ihnen unterschiedliche Bedeutungen zuschrieben.

Die Freundinnen beschlossen, dieses Experiment als eine wichtige Lektion für sich mitzunehmen. Sie wollten die künstlichen Unterscheidungen hinterfragen, die Menschen zwischen Lebewesen machten, und lernen, das Leben in all seinen Formen zu respektieren. Für die beiden Katzen, die nun friedlich nebeneinander schliefen, gab es keine Unterschiede mehr – und vielleicht war es an der Zeit, dass auch die Menschen lernten, in dieser Hinsicht etwas von den Tieren zu übernehmen.


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1. Die Begegnung


Zwei Welten trafen aufeinander,

Der Zuchtkatze Stolz, des Hauskaters Wanderer,

Sie schlichen, musterten, und bald erkannten sie,

Dass keiner dem anderen etwas nehmen will.


So langsam, Schritt für Schritt,

Bauten sie Vertrauen, ganz ohne Groll.

Der Käfig öffnete sich, die Angst verschwand,

Ein neues Spiel begann Hand in Hand.


Die Natürlichkeit führte sie zusammen,

Kein Zuchtpapier konnte das bannen.

Denn sie waren, wie wir es oft vergessen,

Nur Geschöpfe des Lebens, nichts bess'res.


2. Das Band des Lebens


Felix, der Hauskater, kroch hervor,

Bella, die Zuchtkatze, ging ihm vor.

Langsam kam Vertrauen ins Spiel,

Kein Feind, nur ein Freund – das war das Ziel.


Wie oft sehen wir im Fremden Gefahr,

Doch das Leben zeigt uns, wie es wirklich war:

Verbunden im Kreislauf, wie Katz' und Hund,

Sind wir alle ein Teil dieser irdischen Rund'.


Die Unterschiede, die wir so oft betonen,

Verschwinden im Licht, wenn wir sie schonen.

Denn egal ob gezüchtet oder frei geboren,

Das Leben ist eins, nichts geht verloren.


3. Gemeinschaft im Kosmos


Die Zuchtkatze nahm den Hauskater an,

Als wären sie schon immer ein Team gewesen.

Sie tranken aus dem selben Napf,

Und erkannten nicht die Grenzen, die Menschen sehen.


Warum sehen wir immer die Unterschiede,

Wo das Leben doch nur Einheit kennt?

Warum trennen wir, was von einem Ursprung stammt,

Und denken, der eine sei besser benannt?


Könnten wir doch lernen, wie die Katzen es tun,

Gemeinsam zu leben, unter einem ruhigen Mond.

Die Grenzen der Welt verblassen,

Wenn wir uns in der Schöpfung nicht mehr hassen.


4. Das Experiment des Lebens


Das Experiment der Freundinnen bewies,

Dass wir oft in Programmen verstrickt sind,

Die uns lehren, Unterschiede zu suchen,

Wo es doch nur ein Leben gibt, in allen Buchen.


Sie erkannten, dass das Leben selbst

Keinen Unterschied kennt, wie der Mensch es stellt.

Vielmehr war es die menschliche Sicht,

Die künstliche Mauern zog ins Licht.


Doch das Leben bleibt göttlich, rein und klar,

Auch wenn der Mensch es mit Programmen übersah.

Könnten wir doch das Leben wieder erkennen,

Wie es wirklich ist, frei von den menschlichen Ketten.


5. Einheit trotz Unterschiede


So freuten sich auch die Freundinnen sehr,

Ihre Haut war verschieden, doch das störte sie nicht mehr.

Sie waren verbunden, schon seit langer Zeit,

Denn die göttliche Schöpfung macht keinen Unterschied.


Wie die Katzen erkannten sie,

Dass es nichts Trennendes gibt in der Harmonie.

Ob schwarz oder weiß, es spielt keine Rolle,

Denn das Leben in uns ist immer volle.


Könnten doch die Menschen dieser Welt,

Erkennen, dass das Leben keine Trennung hält.

Nur durch die Liebe, die alle umfasst,

Wird das Leben in Frieden erst wirklich erfasst.

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